Der Flackerschirm kotzt weiter, und ich versuche mich in den Schlaf zu lümmeln. Das ist nicht ganz einfach. Ich beanspruche die Creme de la Creme der Eindruselsoße. DMAX ist oft zu interessant, wenn Monsterfische gejagt, Garagen zu Gold, Autos und Bikes restauriert und Alltagsgegenstände in die Luft gejagt werden. Auf Talkshows kann ich auch nicht. Dummes Geschwätz regt auf und hält wach. Kluge Worte aber auch. Mein Favorit in Sachen: „Wie drifte ich perfekt ins Schlummerland ab“ ist Super RTL. Da läuft zur späten Stunde die Dauerwerbeschiene von „Shop 24 Direkt“. Perfekt. Daumen hoch.
Ob nun
„Blue Velvet“ von Bobby Vinton aus dem Jahre 1963 oder „House Of The Rising
Sun“ von The Animals, diese Songs, die es da auf die Ohren gibt, lassen einen
herrlich auf der Autobahn in Richtung „Tiki Taka Trullaland“ beschleunigen. Was
muss das damals für eine geile Zeit gewesen sein? Der total „normale“
Alltagswahnsinn von heute war offenbar nicht existent. Das rede ich mir jedenfalls
ein. Keine Handys, kein Internet, kein Firlefanz, kein Pipapo. Was würde ich
für nur einmal Woodstock geben? Hendrix, Joe Cocker, Richie Havens –
handgemachte und mit Herz gelebte Musik. Echt und einfach und sehr charmant.
Heute
scheint mir das anders zu sein: Hits, Trends, Mode … alles kommt, geht, wird
vergessen. Als hätte nichts mehr Bestand. Die technischen Errungenschaften, die
alles vereinfachen sollen, ketten uns an. Damals, als Lausbub, bin ich in den
Ferien früh los und spät heim. Keiner musste sich um mich sorgen. Heute gibt es
Handys. Erreiche ich meine Lütte nicht, geht das Kopfkino an. Ich werde zur
Geisel des Fortschritts. Bleibt nur die Flucht in eine verträumte, vergangene
Zeit. Oder nicht? Was weiß ich? „Sweet Dreams“ und Gute Nacht.
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