Montag, 25. Juni 2012

Fernweh

7:30 Uhr am Fährbahnhof Saßnitz. In der Luft liegt der Geruch von nassem Asphalt. Den gibt es so nur im Sommer. Wo wenige Augenblicke zuvor noch Regen die Pfützen füllte, hat die Sonne kurzum alles wieder aufgesaugt. Einen mittelschweren, weiß-grauen Koffer in der einen und die Hand des kleinen Jungen in der anderen - Vater und Sohn biegen auf das Bahnhofsrondell ein.

Dort angekommen erspähen sie schon eine kleine Gruppe Wartender. Der Mann stoppt. Setzt den Koffer ab und beugt sich zu seinem Bub herunter. Ich wünsche Dir viel Spaß und mach keine Dummheiten. Mama und Papa haben dich lieb. Dann zettelt er noch einen Zehner aus seinem Jackett und drückt es dem Jungen in die Hand. Gib nicht alles für Süßigkeiten aus. Er fährt dem Jungen durch das Sonnengebleichte Haar.

Ein betagter gelber Bus biegt vor dem Bahnhof ein. Alles andere als beflügelt neigt sich der Ikarus seinen Gästen zu als diese ihre Koffer in seinem Bauch verstauen. Allmählich löst sich die bunte Menschentraube auf. Der Bus setzt sich in Bewegung. Der kleine Junge kniet auf der letzten Sitzreihe und drückt seine Nase an die Fensterscheibe. Sein Vater winkt ihm noch nach, doch schon ist der Bus um die Ecke verschwunden. Das Gefühl des Abschiedes will sich mit der Vorfreude und Abenteuerlust nicht einigen. Der Gefühlseintopf ist Neuland für den Kleinen.

Das ist nun schon Jahrzehnte her. Den Fährbahnhof gibt es so nicht mehr. Aber noch heute bringen Eltern ihre Kinder auf dem Weg zum Ferienlager zum Bus. Und heute bin ich es, der seiner Kleinen den Zehner zusteckt. Und erst heute weiß ich, dass ich damals nicht der einzige mit dem blöden Gefühl im Magen war.

Freitag, 11. Mai 2012

Der letzte Held der Kindheit

Erst im Alter kommt die wahre Reife, um auf Vergangenes zurück zu blicken. Alt ist man deswegen noch lange nicht. Doch es reicht manchmal, um hin und wieder über längst passierte Ereignisse aus jungen Jahren zu senilen. So richtig knallen tut´s, wenn man mit Kraft die „Zeitreise“ erzwingt. Donnerstagabend. Punkt 20 Uhr in einer Rostocker Buchhandlung. Der Buschfunk Gleichgesinnter hatte es bereits vor Tagen in die kleine Welt der Teilzeit-Ostalgiker hinausposaunt. 

Der letzte Held der Kindheit kommt nach Rostock, um über die Biografie des toten Freundes und Kollegen und eben den besagten, weit entfernten Erinnerungen zu berichten. In Vorfreude und mit 0-Ahnung, wie das Ganze vonstattengehen wird, trafen die üblichen Verdächtigen zwischen den Verkaufsreihen der angesagten Bestseller und einem Haufen ungeordnetem Kartenmaterial aufeinander. Händereibend wird Platz genommen und das anwesende Publikum gescannt. Und schon jetzt stellt sich das Gefühl der Zeitreise ein. 

Im Gang nebenan sitzt ein graubärtiger Hüne von Mann. Die geringelten Socken und die betagten Sandalen schreien um Hilfe. Ihm hatte wohl niemand von dem Regengebiet erzählt, welches bereits die Straße vor dem Laden säuberte. Im Kontrast zum farbenfrohen Strumpfansatz stand das kleinkarierte Stückchen Stoff, welches sein Inhaber sicherlich als sein Lieblings-Niki betitelte. Hier treffen Welten aufeinander oder gehen aneinander vorbei. Eine Flasche Limonade, eine Schale Knusperflocken - und das Reiseziel Kindheit wäre erreicht gewesen. 

Doch dann ist der Moment gekommen, und der Held betritt die Bühne. Die Menge applaudiert. Eine Dame mit Headset am Kopf nimmt dort oben Platz. Zu Ihr gesellt sich ein fast weißhaariger Mann. Wo ist der Held? Wer sind diese Menschen? Während sich das Frauenzimmer übers Kopfmikro als Moderatorin outet, geht ein Flüstern durch die Reihen. „Das ist er“. „Ja wirklich“. Was? Das Smartphone gezückt, den Googelator aktiviert und direkt den Wikitreffer angetoucht. Jupp. Das ist er! Memo an selbst: Fernsehstars altern auch. Und schon ist sie hin, die futuristische Reise zurück zur Flimmerkiste aus RFT-Beständen.
 

Der Abend hat sich trotzdem gelohnt. Das Bewusstsein, dass alles seine Zeit hat und hatte, wurde unweigerlich zum Fazit gemacht. Abgesehen davon, dass in naher Zukunft die komplette Staffel der Helden aus der Kindheit im heimischen Wohnkino Einzug halten wird. „Mächtig gewaltig“, Herr Morten Grunwald. Dankeschön für sehr viel!

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/3/30/Morten-Grunwald2012.JPG/300px-Morten-Grunwald2012.JPG

Samstag, 18. Februar 2012

PAX es an!

Heute Nachmittag gab es mal wieder richtig doofes Wetter in HRO. Dann die doofe Idee doch mal ein bisschen doof bei IKEA rumzubummeln. Fazit: Haben nun einen 150 cm breiten und 236 cm hohen PAX- Schrank in tausend Teilen daheim für klein Emmchen zu liegen. Was daran wiederum doof ist? Haben erst die zum Teil 55 kg schweren Einzelteile hochgebuckelt. Die alten Schrank und Kommoden demontiert und zum Zwischenstopp in den Keller gebuckelt. Dann festgestellt, dass die doofe Uhr schon die doofe Ruhezeit ausweist. Morgen gehts also weiter mit dem Aufbau und einrichten. Doof nur, dass das Wochenende nur aus Samstag und Sonntag besteht. Doof, doof, doof ...