Donnerstag, 26. März 2015

Traurig

Auf der Straße. Kurz nach dem Starten des Wagens. Genervt vom Radiobetrieb auf CD geswitcht. Daheim. Glotze an. Schnell durchgezappt und wieder aus die Kiste. Vom Internet, dem „geliebten“ Fressebuch, einmal ganz zu schweigen. Medial wird gegenwärtig endlos mit Mutmaßungen, Videoschleifen, Stories mit und um den Flug 4U9525 nur so um sich geschmissen. Wie grausam für diejenigen, die von dieser Tragödie direkt betroffen sind.  Menschen, die ihre Liebsten verloren haben. Unvermittelt. Kalt und herzlos aus dem Leben gerissen. Ich vermag mir nur im Ansatz vorzustellen, wie es sein muss, wenn man versucht, in seiner Trauer dieser Nachrichtenwulst zu entfliehen. Nachrichten? Das sind keine Nachrichten. Das ist einfach nur Mist.
Anteilnahme ist gut und auch sehr wichtig. Und eine lückenlose Aufklärung ist unabdingbar. Das wird jedoch Zeit brauchen und letztendlich werden wir es erst erfahren, wenn die Medien den Hype dieser Tage schon längst hinter sich gelassen haben. Wenn die „News“ verbrannt sind. Und die Titelüberschriften es nicht mehr hergeben.

- Bei uns im Studio zugeschaltet ist „der Luftfahrtexperte der ARD“ Herr … .
- Germanwings-Crews verweigern den Dienst. Aus Trauer oder doch aus Angst?
- Nur ein Pilot soll im Cockpit gewesen sein.
- Nur bei uns. Ausführlicher Live-Ticker zum Germanwings-Absturz.

Gibt es eigentlich noch so etwas wie den informativen, auf Fakten beruhenden Journalismus? Ist eine Nachricht es nur dann wert, wenn sie Gegenstand waghalsiger Theorien ist? Kürzlich las ich, dass Gaffer mit Fotoapparaten bewaffnet bei einem Autounfall auf irgendeiner Autobahn erst für ihr Verhalten kritisiert und dann zur Verantwortung gezogen wurden. Zum Gaffer ist der Mensch aber nicht geboren. Er wird dazu erzogen. Die Medien tragen ihren Anteil dazu bei. Klatsch, Tratsch, ja das regelrechte Ausweiden von Tragödien und das anschließende Präsentieren in Gazetten, im TV und teils unzensiert im Internet. Das soll wahrhaftig Journalismus sein?
Das macht mich richtig traurig. Keine Ahnung, wohin das noch führen soll und führen wird. Höchstwahrscheinlich zu einer Art Verrohung der Gesellschaft. Anteilnahmslosigkeit im besten oder doch im schlimmsten Fall. Ich auf jeden Fall werde mich einmal mehr von dieser Art der „Berichterstattung“ freisagen. In Gedanken an jene, die gegangen sind, und denen, die nun lernen müssen damit zu leben. Das Leben ist leider auch sehr grausam.