Anteilnahme ist gut und auch sehr wichtig. Und eine
lückenlose Aufklärung ist unabdingbar. Das wird jedoch Zeit brauchen und
letztendlich werden wir es erst erfahren, wenn die Medien den Hype dieser Tage
schon längst hinter sich gelassen haben. Wenn die „News“ verbrannt sind. Und
die Titelüberschriften es nicht mehr hergeben.
- Bei uns im Studio zugeschaltet ist „der
Luftfahrtexperte der ARD“ Herr … .
- Germanwings-Crews verweigern den Dienst. Aus Trauer
oder doch aus Angst?
- Nur ein Pilot soll im Cockpit gewesen sein.
- Nur bei uns. Ausführlicher Live-Ticker zum
Germanwings-Absturz.
…
Gibt es eigentlich noch so etwas wie den informativen, auf
Fakten beruhenden Journalismus? Ist eine Nachricht es nur dann wert, wenn sie
Gegenstand waghalsiger Theorien ist? Kürzlich las ich, dass Gaffer mit
Fotoapparaten bewaffnet bei einem Autounfall auf irgendeiner Autobahn erst für
ihr Verhalten kritisiert und dann zur Verantwortung gezogen wurden. Zum Gaffer
ist der Mensch aber nicht geboren. Er wird dazu erzogen. Die Medien tragen
ihren Anteil dazu bei. Klatsch, Tratsch, ja das regelrechte Ausweiden von
Tragödien und das anschließende Präsentieren in Gazetten, im TV und teils
unzensiert im Internet. Das soll wahrhaftig Journalismus sein?
Das macht mich richtig traurig. Keine Ahnung, wohin das noch
führen soll und führen wird. Höchstwahrscheinlich zu einer Art Verrohung der
Gesellschaft. Anteilnahmslosigkeit im besten oder doch im schlimmsten Fall. Ich
auf jeden Fall werde mich einmal mehr von dieser Art der „Berichterstattung“
freisagen. In Gedanken an jene, die gegangen sind, und denen, die nun lernen
müssen damit zu leben. Das Leben ist leider auch sehr grausam.